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Hans-Georg Jaroslawski (1947-2022)

Musica Camerata Westfalica seit 2013.

   „Ein Spaziergang durch die Musikgeschichte und wie wichtig ist uns das Erbe klassischer Musik“ lautete der Titel eines Vortrags, den der Cellist, Dirigent und Kammermusiker Hans-Georg Jaroslawski am Freitag (20. September 2013) im Kapitelsaal der Burg Lüdinghausen hielt. Mit diesem Vortrag und einem Konzert am darauf folgenden Samstag wurde eine neue Kammermusikreihe – Musica camerata – eröffnet.
   Schon in 2014 wurde das Orchester mit 25 internationalen Mitgliedern gegründet. Seit dem gehören die Konzerte der Musica Camerata Westfalica zu begehrten Klassikkonzerten in Nordrhein-Westfalen. Zuvor mussten die Einwohner von Lüdinghausen in das naheliegende Ruhrgebiet oder nach Münster fahren, um den Klängen von Beethoven, Mozart und Co. zu lauschen. Nun hat die Stadt Lüdinghausen ein Kammerorchester, das sich in den letzten Jahren kontinuierlich weiterentwickelte und heute professionelle Qualität wie kaum ein anderes Ensemble in der Umgebung bietet.

Hans-Georg Jaroslawski

Hans-Georg Jaroslawski (1947-2022)

Hans-Georg Jaroslawski,
Gründer und Ehrendirigent

Gründer, ehemaliger Diregent und künstlerischer Leiter der Musica Camerata Hans-Georg Jaroslawski aus Dresden, wuchs in einer Künstlerfamilie auf und bekam seinen ersten Cellounterricht bei seinem Vater, der Kammervirtuose bei der Staatskapelle Dresden war. Bis zum 16. Lebensjahr verfolgte Jaroslawski ein intensives Studium der klassischen Musiktradition im Dresdener Kreuzchor und in der Dresdner Oper, sowie ein Jahr Gesangstudium; danach konzentrierte er sich auf das Hauptfach Violoncello und musizierte bereits mit 16 Jahren mit der Staatskapelle Dresden. Hier folgte ein Studium für Klavier, Pädagogik und Violoncello an der Musikhochschule „Carl-Maria von Weber“, wo er dann nach Dresden sein Studium bei der Leipziger Musikhochschule bei Prof. Friedemann Erben fortsetzte und auch dort sein Staatsexamen absolvierte. Jaroslawski widmete sich besonders der Kammermusik für Violoncello und Klavier. Ebenso musizierte er mit verschiedenen Ensembles und Orchestern, wie dem Collegium Musicum Leipzig, dem Gewandhausorchester und dem Rundfunksinfonieorchester Leipzig. Mit dem Pianisten Ulrich Urban gründete er ein Max-Reger-Duo, mit dem er viele Aufnahmen veröffentlichte. In Zusammenarbeit mit dem Rundfunk Leipzig, startete er 1978 eine Konzertreihe im Gohliser Schlößchen zu Leipzig.
Dirigieren studierte er bei seinen Mentoren Prof. Rudolf Mauersberger (Ausbildung zum Chorpräfekten), Prof. Otmar Suitner, Prof. Ulrich Urban und Prof. Kurt Eichhorn Dirigieren.
Nach dem Wechsel 1988 in die Bundesrepublik, profilierte Jaroslawski sich als Dirigent mit großem Erfolg, mit der von ihm 1991 gegründeten Europäische Sinfonietta NRW mit 40 Musikern, die er als gewählter Chefdirigent 10 Jahre leitete, um nach einer Pause im Jahre 2014 die Musica Camerata Westfalica im münsterländischen Städtchen Lüdinghausen mit internationalen professionellen Musikern aufzubauen. Als Dirigent legte er besonderen Wert auf den Klang und durch den Klang entstehenden Ausdruck der Emotionen.

Presse

Lüdinghausen - Herbert Vossebrecher, Dienstag, 21.06.2016
   Mit dem Eröffnungskonzert der neuen Reihe der „Musica Camerata“ am Samstagabend griff Heinz-Georg Jaroslawski in den Fundus besonders publikumswirksamer Musiken, die allesamt klanglich eine besondere Vitalität verströmen.
   Da gab es das sogenannte Vogelquartett von Josef Haydn, dessen Ecksätze mit ihrem lustigen Vogelgezwitscher voller Esprit brillieren, dennoch kunstvoll in eine klassische Sonatenform eingebunden sind, Wiener Klassik in seiner vollendeten und vorbildhaften Gestalt. Da gab es das berühmte Forellenquintett, welches das Saitenensemble durch ein Klavier und einen Kontrabass erweitert, wobei das Klavier in seinen brillanten Passagen auf typisch schubertsche Art einstimmig wird, weniger als Harmonieträger taugt, sondern vielmehr auf Augenhöhe mit musiziert und jenen perlenden Klang erzeugt, der an plätscherndes Quellwasser erinnert, zusätzlich kontrastiert durch den tiefen Klang des brummigen Basses.
   Nach der Pause erklang von Bedrich Smetana (die Moldau) das Quartett „Aus meinem Leben“, nach eigenen Angaben eine biografische Selbstäußerung, mit seinem energischen Bratschenmotiv wie ein Protest gegen das Schicksal der Gehörlosigkeit, der beeindruckenden Verarbeitung der straffen Thematik und der dahin strömenden lieblichen Kantilenen.Herrlich die geniale burleske böhmische Polka, die trotz betont deftiger und variabler Rhythmik den folkloristischen Charakter nicht verliert. Im Schlusssatz springt für ein paar Takte die Erste Geige irritierend in die höchste Lage wie eine Dissonanz des bedrohlichen Tinnitus.
   Man muss bedenken, dass es sich bei den sechs Musikern um künstlerische Einzelprofile mit verschiedenem nationalen Hintergrund handelt, die nicht als Mitglieder eines gefügten
Ensembles zusammenspielen: Valentina Resnjanskaja (Ukraine), Violine Denis Kryukov (Russland) Violine, Juliane Büttner (Deutschland) Viola, Marta E.S. Hoppe (Brasilien)
Violoncello, Oleksiy Velychko (Ukraine) Kontrabass, Tamilla Guliyeva (Aserbeidschan) Klavier. Sie machten allesamt ihren Abschluss an der Folkwanguniversität in Essen.
   Hans-Georg Jaroslawski konnte also bei der Gestaltung seines Sommerprogramms in ein Reservoir hochkarätiger Musiker greifen. Die Darbietung aller Programmteile war äußerst präsent und kompetent, die Impulsivität der instrumentalen Artikulation aufrüttelnd, wenn dies auch eine Sache des sensiblen Geschmacks ist. Beeindruckend das geniale Zusammenspiel des projektorientierten Klangkörpers. Jaroslawskis unermüdliches und einfallsreiches Engagement für gute Konzertmusik blühte am Samstagabend auf.
Lüdinghausen wurde beschenkt.

Lüdinghausen - Von Axel Engels
   Überzeugend war am Sonntagabend der Auftritt des Ensembles Musica Camerata in der St.-Felizitas-Kirche. unter dem Dirigat von Hans-Georg Jaroslawski konzertierten die Musiker anlässlich des 100. Todestages des Komponisten Max Reger.
   Beim Sonderkonzert zum Gedenken an den 100. Todestag von Max Reger hatte die Musica Camerata Lüdinghausen unter der künstlerischen Leitung von Hans-Georg Jaroslawski sowie der Mitwirkung des Kantors Thomas Kleinhenz in die St-Felizitas-Kirche eingeladen. Bei strahlendem Sonnenschein wurden ganz viele Liebhaber feinster Musizierkunst auf hohem künstlerischen Niveau verwöhnt, zumal das Programm sehr facettenreich und mit Feingefühl zusammengestellt war.
   Zuerst einmal gab es ein Choralvorspiel aus der Feder Max Regers, die einen guten Einblick in die doch spezielle Musiksprache des großen deutschen Komponisten ermöglichte. Thomas Kleinhenz gestaltete das Choralvorspiel op. 67 Nr. 5 für Orgel „Christus, das ist mein Leben“ mit sehr differenzierter Spielweise, konnte die in Musik gesetzte Glaubensaussage mit Feinsinn und Gefühlstiefe erklingen lassen.
   Stilistisch sehr interessant hatte Hans-Georg Jaroslawski diesem einfühlsamen Werk das Choralvorspiel BWV 622 „O Mensch, bewein dein‘ Sünde groß“ für Streichorchester von Johann Sebastian Bach entgegengesetzt. Dieser Kontrast beinhaltete einen ganz speziellen Reiz, zumal das Streichorchester mit einem farbenreichen Ensembleklang die Architektur des Werkes sehr transparent deutlich machte.
   Sehr hell und klar gestaltete sich dann die „Sonate C-Dur KV 336 für Orgel und Streicher“ von Wolfgang Amadeus Mozart. Eleganz und Spielfreude gaben dem Werk einen jederzeit stimmigen Glanz. Als Hauptwerk des ersten Konzertteiles hatte Hans-Georg Jaroslawski das „Streichquintett F-Dur von Anton Bruckner für Streichorchester bearbeitet. Solche Bearbeitungen werden oftmals kritisch aufgefasst, zumal wenn man in der Tradition der norddeutschen Schule von Conrad Hansen als Musiker ausgebildet worden ist. Bearbeitungen beinhalten oftmals die Gefahr, dass der Charakter des Werkes und die Intention des Komponisten verändert werden. Aber was Hans-Georg Jaroslawski mit dem Streichquartett gemacht hat, verdient höchsten Respekt. Mit versierter Art und großem Verständnis für die Musiksprache von Anton Bruckner hat er das Streichquintett in ein musikalisches Gewand gekleidet, bei dem der Glanz und die Schönheit vielleicht sogar noch verstärkt ihre Wirkung erzielen konnten. Mit großer Detailgenauigkeit und stringentem Dirigat führte er die Mitglieder der Musica Camerata, die ihre ganzen spielerischen Qualitäten einbringen konnten. Besonders im langsamen Adagio-Satz wurde dem gebannt lauschenden Publikum ein wunderbares Musikerlebnis geschenkt. Das Werk aus dem Jahre 1879 erklang in einer frischen und lebendigen Art, wobei die dramatischen Momente kunstvoll in den Ablauf integriert waren. Solch eine Bearbeitung wie diese des leider nur selten im Konzert gespielte Streichquintetts von Anton Bruckner allein wäre schon den Konzertbesuch wert gewesen.
   Aber Hans-Georg Jaroslawski hatte noch drei weitere Werke für den zweiten Konzertteil ausgesucht, die wie eine stilistische Reise durch die Jahrhunderte wirkten. Beim „Orgelkonzert op. 4 Nr. 6 B-Dur“ von Georg Friedrich Händel harmonierten das Orchester und der Solist perfekt. Mediterranes Flair angereichert mit dramatischen Momenten bot das „Crisantemi“ von Giacomo Puccini. Natürlich beendete ein Werk von Max Reger da Gedenkkonzert. Sein „Introduktion und Passacaglia op. 63 f-Moll“, ein Schlüsselwerk in der Orgelkunst Regers, zog das Publikum in seinen Bann.

Lüdinghausen - von Jule Zentek
   Einen Sommerspaziergang erlebten die Freunde der Klassik, ohne den Kapitelsaal der Burg Lüdinghausen verlassen zu müssen. Begleitet wurden sie dabei von Haydn und Schubert.
   Mit großem Applaus würdigte das Publikum den Auftritt der Musica Camerata. Zunächst in Trios und dann als Quartett hatten die
Instrumentalisten Werke von Haydn und Schubert präsentiert.
   Ein musikalischer Sommerspaziergang erwartete die Gäste am Samstagabend in der Burg Lüdinghausen. Dorthin hatte die Musica Camerata – im Rahmen der Reihe „Kapitelsaalkonzerte“ – zu ihrer Sommeraufführung eingeladen. Schon der Blick auf das Programm mit Werken von Joseph Haydn und Franz Schubert versprach eine Darbietung von höchster musikalischer Qualität. „Damit möchten wir auf die Naturereignisse im Sommer einstimmen“, erklärte Hans-Georg Jaroslawski, Leiter der Musica Camerata, die getroffene Auswahl.
   Den Konzertabend eröffnete das Ensemble mit der Komposition „Das Echo“ von Haydn. Dabei warfen sich die Musiker, in zwei Streichertrios aufgeteilt, die Harmonien gegenseitig wie Spielbälle zu. Während das Trio um Denis Kryukov (Violine), Valentina Resnjanska (Violine) und Marta Espirito Santo Hoppe (Violoncello) dem Publikum Angesicht in Angesicht gegenübersaß, erklang das namengebende Echo aus dem hinteren Raum von Hasanagha Abasgulijev (Violine), Benjamin Nachbar (Violine) und Chisaki Samata (Vioncello).Perfekte Harmonie Mit dieser Suite entführte die Musica Camerata seine Zuhörer in die Gebirgswelt und präsentierte in perfekter Harmonie ihr musikalisches Niveau. Das Lächeln in den Gesichtern der Musiker zeigte dabei nicht nur ihre Hingabe, sondern auch den Spaß an der Musik.
   Auf Haydns „Echo“ folgte sein „Lerchenquartett“, bei dem Juliane Büttner das Trio auf der Bühne mit ihrer Viola verstärkte. Haydns Streichquartett stellte dabei hohe Ansprüche an die erste Geige, die Denis Kryukov mit Leidenschaft und Professionalität meisterte. Staccato-Achteln verhalfen der Lerche dabei, sich zum Himmel emporzuheben. Ein dunkler Mittelsatz ließ die Lerche zunächst verstummen, bis deren Trällern erneut im Menuett der Streicher
erklang.
   Nach einer kurzen Pause folgte Schuberts Streichquartett G-Dur op. 161, das der Österreicher als letztes Werk vor seinem Tod komponiert hatte. Einem Gewitter gleich präsentierten die Akteure der Musica Camerata dabei den musikalischen Kampf zwischen Licht und Dunkel, ehe das Finale in Dur dem Stück zu guter Letzt einen lebensbejahenden Ausdruck verlieh. Mit großem Beifall und Bravo-Rufen würdigte das Publikum die Darbietungen, ehe die musikalische Sommerreise im Kapitelsaal endete.

   Eine bravouröse Vorstellung bot die Musica Camerata Westfalica unter der Leitung von Hans-Georg Jaroslawski am Samstagabend. Das Publikum kam beim vierten Abonnement-Konzert des Ensembles im Kapitelsaal der Burg Lüdinghausen aus dem Schmunzeln, aber auch aus dem Staunen nicht heraus.
Boten eine beeindruckende Leistung: die Akteure der Musica Camerata unter der Leitung von Hans-Georg Jaroslawski.
   „Heute bieten wir Ihnen ein Programm zum Schmunzeln“, begrüßte Hans-Georg Jaroslawski, Leiter der Musica Camerata Westfalica, sein Publikum beim vierten Abonnement-Konzert im Kapitelsaal der Burg Lüdinghausen am Samstagabend. Was die Zuhörer tatsächlich schmunzeln oder staunen ließ, verlangte den Akteuren musikalische Höchstleistungen ab, die diese ausnahmslos mit staunenswerter Bravour bewältigten.
   Am Anfang stand ein humorvolles Arrangement der berühmten sinfonischen Dichtung „ Till Eulenspiegel“ von Richard Strauss. 1895 für ein 100-köpfiges Orchester komponiert, hat es der österreichische Lehrer und Komponist Franz Hasenöhrl 1954 für ein fünfköpfiges Kammerensemble mit zwei Streichern und drei Bläsern arrangiert. Evgeny Selitsky (Violine) und Aleksy Velychko (Kontrabass) durften das komplette Streichorchester ersetzen. Hannah Yun (Klarinette), Patrik Becker (Fagott) und Suren Babayan am Horn bewältigten ihre hochvirtuosen Bläserpartien mit staunenswerter Bravour, die immer wieder ganz nah an das originale Klangbild herankam – eine ganz großartige Leistung.
   War das Eulenspiegel-Arrangement schon ein Fest der virtuosen Instrumentenbehandlung, legte das folgende „Gran Duo Concertante“ für Violine, Kontrabass und Streicherorchester von Giovanni Bottesini die Messlatte noch ein Stück höher. Bottesini galt als der bedeutendste Kontrabass-Virtuose seiner Zeit, und er wusste, wie man bisher unerhörte Schwierigkeiten für sein Instrument zu komponieren hatte. Die beiden Solisten Denis Kryukov (Violine) und Oleksy Velychko (Kontrabass) versetzten mit ihrem virtuosen Können das Publikum immer wieder in Staunen. Vor allem Velychkos Künste am Kontrabass kann man nur in den höchsten Tönen loben.
Glückliches Lächeln
   Nach der Pause durfte sich das Schmunzeln der Zuhörer in ein glückliches Lächeln verwandeln. Das jetzt 18-köpfige Streichorchester spielte die wunderbare Streicherserenade in E-Dur, op. 22 von Antonìn Dvořàk. Diesem Werk hört man sofort an, dass es in einer der glücklichsten Zeiten des Komponisten entstand, im Mai 1875. In fünf sonnendurchfluteten Sätzen breitet Dvořàk darin einen Kosmos an schmelzenden Melodien, böhmischen Tanzrhythmen, aber auch an dramatischen Entwicklungen aus, die von der Musica Camerata sehr differenziert und ausdrucksstark dargeboten wurden. Saubere Violinoktaven in der Höhe, eine wunderbar sonor klingende Cellogruppe und deutlich artikulierende Bratschen, alles fügte sich zu einer gelungenen und mitreißenden Interpretation.
   Die Zugabe, mit dem das begeistert klatschende Publikum belohnt wurde, zauberte wieder das anfängliche Schmunzeln auf die Lippen der Zuhörer. Gespielt wurde ein wirkungsvolles Streicher-Arrangement des Filmthemas „The Pink Panther“ von Henry Mancini. Dieser Abend war sicherlich einer der besten, den die Musica Camerata bisher in Lüdinghausen dargeboten hat.

Von Hans Wolfgang Schneider LÜDINGHAUSEN.
   Keine leichte Kost bot das Festkonzert zum 25-jährigen Bestehen der Städtepartnerschaft zwischen Lüdinghausen und Nysa in der Aula des Gymnasiums Canisianum am Freitagabend. Die Musica Camerata Westfalica und ihr Leiter Hans-Georg Jaroslawski hatten sich als Thema das Leiden unter Diktatur und Krieg gewählt und dafür die Kammersymphonie op. 110a von Dmitri Schostakowitsch und die Metamorphosen für 23 Solostreicher von Richard Strauss auf das Programm gesetzt, ergänzt durch das Klavierkonzert in A-Dur, KV 488 von Wolfgang Amadeus Mozart.
   Nach den Hymnen von Polen, Frankreich, Deutschland und Europa sowie einer erfrischend kurzen Begrüßung durch Bürgermeister Richard Borgmann erklang als erstes Hauptwerk die düstere Kammersymphonie op.110a von Schostakowitsch. Dieses höchst eindrucksvolle Werk basiert auf dem VIII. Streichquartett des sowjetischen Komponisten, das dieser 1960 in der Nähe von Dresden unter dem Eindruck von Augenzeugenberichten über die Zerstörung der Stadt komponiert hatte. Die Camerata Westfalica brachte die vom Komponisten autorisierte Fassung für Streichorchester von Rudolf Barschai zu Gehör, die fast noch intensiver und beeindruckender klingt als das Original. Dem Streicherensemble gelangen zeitweise beeindruckend homogene und aufregende Klänge. Das immer wieder auftauchende musikalische Monogramm D (E)S C H für Dmitri Schostakowitsch, das alle Sätze durchzieht, wurde deutlich hörbar, ob als breites Fugenthema oder als sarkastischer Walzer. Beeindruckend auch die solistischen Passagen des ersten Geigers und der ersten Cellistin, die ihr Solo am Ende des vierten Satzes überirdisch zart über dem ganzen Orchester schweben ließ. Nur bei den aufgewühlten Stellen wäre etwas mehr rhythmische Präzision wünschenswert gewesen.
   Die Arbeit mit Zitaten steht auch im Mittelpunkt der „Metamorphosen für 18 Solostreicher“, die der 80-jährige Strauss im März/April 1945 als persönliche Trauermusik auf das zerstörte München komponierte. Es ist der dritte Takt des Trauermarschthemas aus Beethovens dritter Symphonie „Eroika“ mit seinen seufzen- den Abwärtsschritten, der beim ersten Bratscheneinsatz erstmals erklingt und das gesamte Werk durchzieht. Erst acht Takte vor Schluss, nach 25 Minuten intensiver harmonischer und kontrapunktischer Arbeit mit weiteren Zitaten (Bruckner, neunte Symphonie) wird der Beginn des Trauermarschs komplett zitiert und von Strauss mit der Bemerkung „in Memoriam!“ versehen. Hier konnte man hören, welches Potenzial in den Musikern der Camerata steckt, denn jeder hatte seine Solostellen in dem dichten und vielstimmigen Streichergewebe. Dennoch muss die Konzertmeisterin für ihre glasklaren Soli und ihre souveräne Leistung hervorgehoben werden.
   Zwischen den beiden Trauermusiken wirkte das A-Dur-Klavierkonzert KV 488 von Mozart wie eine erfrischende Oase. Zum Streicherklang hinzu traten ein kleiner Bläsersatz und eine überragende Pianistin, Tamilla Guliyeva, die die perlenden Tonleiterketten des Soloparts brillant darbot und wunderbar die zarte Lyrik des melancholischen Mittelsatzes oder die zupackende Kraft des Rondo-Finales herausarbeitete. Das Orchester konnte stellenweise sehr einfühlsam begleiten, aber leider trübten der an manchen Stellen etwas zu laute Streichersatz oder der verschwommene erste Orchestereinsatz im Adagio den Gesamteindruck.
   Sehr passend zum Motto des Programms waren die beiden Zugaben gewählt. Die Pianistin spielte grandios den „Valse triste“ von Jean Sibelius in der Klavierfassung des Komponisten, das gesamte Orchester schloss das Konzert nach reichem Beifall mit Johann Sebastian Bachs Choralvorspiel „O Mensch, bewein dein Sünde groß“ in der Streichorchesterfassung von Max Reger ab.  

   Frühlingshafte Klänge bot das Ensembles Musica Camerata Westphalica im Kapitelsaal der Burg Lüdinghausen am Samstagabend. Dafür gab es viel Applaus der rund 75 Zuhörer, die sich bis zum nächsten Konzert des Ensembles lange gedulden müssen.
   Das erste Kapitelsaalkonzert der Musica Camerata Westfalica 2019 am Samstagabend stand ganz im Zeichen des Frühlings und der verschiedenen Facetten dieser Jahreszeit. Hans-Georg Jaroslawski, Dirigent und Leiter des Ensembles, verabschiedete die Zuhörer am Ende mit den Worten: „Kommen Sie wieder zu uns, wir würden uns sehr freuen.“
   Kaum einer der rund 75 Besucher dürfte sein Kommen bereut haben. Das einleitende achtminütige Adagio des amerikanischen Komponisten Samuel Barber bestach durch eine getragene Schwere und Melancholie. Die Melodie schwoll quer durch die verschiedenen Stimmen an und ab, wurde langsam lauter und dramatischer, um schließlich nahezu zu explodieren. Der zweite Teil beinhaltete dann hoffnungsvollere Töne. Beide folgenden Stücke entstammten der Feder des russischen Romantikers Peter Tschaikowsky.
Klangteppich für den Solisten
   Im dreiteiligen „Souvenir d’un lieu cher“ („Erinnerung an einen geliebten Aufenthalt“) spielte Konzertmeister Denis Kryukov das Violinsolo. Das Orchester schuf dabei den Klangteppich, auf dem sich der Solist entfalten konnte. In der „Meditation“ bremsten die tieferen Stimmen, eingeleitet von einem Cellosolo, zunächst das allzu träumerische Dahinfliegen ein, Kryukov arbeitete sehr gut die Variationen des Stücks zwischen wildem Schwelgen und gesetztem Sinnieren heraus. Das „Scherzo“ wirkte zu Beginn wie das Grollen eines herannahenden Gewitters, kam zwischenzeitlich zur Ruhe, um dann umso schneller weiterzupreschen. Zum Schluss ertönte aus den ersten Geigen ein lautes „Bravo!“. Die heiter-tänzerische „Melodie“ wurde gut vom Orchester flankiert. Kryukov und die Musica Camerata wurden mit lautem Applaus in die Pause verabschiedet.
   Nach dieser spielte das Streicherensemble die „Serenade op. 48 C-Dur“, mit einer begeisternden Klangvielfalt war dies der Höhepunkt des Abends. Die Mischung aus gewaltigem Aufbrausen, leichten Walzerklängen, Dahinschweben in der „Elegie“ und schließlich dem mit viel Verve vorgetragenen Finale, das sich fast bis zur Ekstase steigert, sorgte für langanhaltenden Beifall.